Ein Zinnpfeifenmacher erzählt...

Ursprünglich gehörte das Pfeifenmachen auch zu den Aufgaben des Orgelbauers. Erst mit zunehmender Spezialisierung in der Wirtschaft im 19. Jahrhundert bildete sich der Beruf des Pfeifenmachers aus.

Es gibt eine grosse Vielfalt verschiedener Pfeifen. Die Lippen- oder Labialpfeifen machen etwa 85 % des Pfeifenbestandes einer Orgel aus. Meist sind sie aus Metall und zwar vor allem aus Zinn-Blei-Legierungen, oder sie sind aus Holz.

Kurze Pfeifen bringen hohe Töne hervor, lange Pfeifen tiefe Töne. Ob die Pfeifenform zylindrisch oder konisch ist, ob die Pfeifen offen oder gedeckt sind, welches Form und Grösse der Lippenöffnung ist, das alles beeinflusst ebenfalls Tonhöhe und Klangfarbe.
Auch die Zungen- oder Lingualpfeifen bringen sehr vielfiältige Töne hervor, je nachdem, ob ihre Durchmesser grösser oder kleiner, ihre Körperformen zylindrisch oder trichterförmig sind, um nur die hauptsächlichen Unterschiede zu nennen.

Im Rahmen der Planung der Orgel legt der Orgelbauer Masse, Formen, Besonderheiten der Pfeifen fest. Exakt nach den Wünschen und Anforderungen des Orgelbauers stellt der Zinnpfeifenmacher die Pfeifen her. Er muss deshalb die wichtigsten Berechnungsgrundlagen und die Wirkungsweisen von Pfeifen je nach deren Länge, Form und Ausgestaltung genau kennen.

Der überwiegende Teil der Pfeifen besteht aus einer Zinn-Blei-Legierung. Selten werden auch Kupfer und Zink verwendet. Die gewünschte Legierung von Zinn und Blei wird im Schmelzofen gemischt unter Beigabe von Spuren von Antimon, Kupfer und anderen von gewissen Pfeifenmachern wie Geheimnisse gehüteten Substanzen.

Die Schmelze wird auf der Giessbank ausgeleert, Das Metall kann so weitgehend spannungsfrei erstarren, und es entstehen rohe Platten. Diese werden auf einer Hobelmaschine auf die gewünschte Dicke gehobelt. Die geometrische Abwicklung der zu bauenden Pfeife wird auf einem passenden Plattenstück eingezeichnet und dann ausgeschnitten. Anschliessend wird das Stück aufgerollt, verlötet und rundiert. Das saubere Löten ist eine Hauptarbeit des Pfeifenmachers und erfordert eine sichere und ruhige Hand.

Die verschiedenen Grössen, die vielfältigen Formen und Ausgestaltungen der Pfeifen, die nur schon für eine Orgel benötigt werden, nicht zu vergessen die gelegentlich reich verzierten Pfeifen z.B. für den Prospekt, sorgen immer wieder für Abwechlsung bei der Arbeit.